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Okt

Von Schüsselchen und grossen Tellern

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Wenn wir erstmal wissen, was wir wollen, kann es manchmal ganz einfach sein: eine kleine Episode aus meinem Leben.

Jeden Mittag das gleiche Dilemma in der Kantine: ein schönes Büffet mit Salaten, Rohkost, gutem Olivenöl. Und winzige Beilagen-Schüsselchen zum Befüllen. Dann die Theke für das Hauptgericht, mit grossen Tellern für Fleisch ungewisser Herkunft, frittiertem Fisch, verkochten Nudeln und Kunstaroma-Saucen. Was bringt mich durch den langen Nachmittag mit Meetings, Telefonaten, Einzelgesprächen? Immer wieder der grosse Teller mit diesen Hauptspeisen begrenzter Essenfreude – und dazu ein Schüsselchen mit reingequetschtem Salat und Rohkost. Das ist halt das “Skript” der Kantine: Salat ist die Beilage im Schosselchen, Flieg etc die Hauptspeise mit grossen Teller.

Dann kam der Gesundheits-Check, wo die Gesundheits-Coach sich mit mir meine Messdaten anguckte und mir empfahl, meine Essgewohnheiten zu ändern: weniger Fleisch, weniger Fett, weniger tierische Proteine. Ich war richtig sauer: ich wollte das Fleisch, das Frittierte, die Kunstaromen gar nicht futtern – aber wenn ich nicht genug esse, kann ich mein Leistungsniveau nicht bringen (und auch meine Laune leidet massiv, wenn mein Blutzucker absackt). Dann überlegten die Coach und ich die Optionen.  Plötzlich kapierte ich, dass alles, was ich essen möchte, da ist – aber einfach in zu kleinen Portionen. Jetzt wollte ich “mein Skript” des Mittagessens realisieren!

Zurück in der Kantine nahm ich mir einen grossen Teller von der “Hauptgerichtstheke”, ging zur Salatbar und packte mir diesen Teller richtig voll mit den ganzen knackigen, frischen, geschmackvollen Sachen, die mir richtig schmecken – und gut tun. Ich ging zur Kassiererin, die nicht wusste, wie sie meinen Teller berechnen sollte. as war ja nicht innigem Skript. Als der Manager kam, war ich schon “zum Kampf bereit”, um die Zuordnung von Geschirreinheiten zu Speisenfolge zu debattieren. Stattdessen erklärte der Manager der Kassiererin einfach nur, wie sie meinen Salatteller zu berechnen hat. Und das war’s. Es war so unglaublich einfach, dass ich mich nur noch wunderte, dass ich da nicht früher drauf gekommen war. Klar – die Schüsselchen waren in Reichweite an der Salatbar, aber die grossen Teller stapelten sich auf meinem Weg dorthin. Ich musste mir einfach einen nehmen. Ich hatte nicht genug überlegt, was ich wirklich will und wie ich das bekommen kann. Stattdessen habe ich in dem Skript mitgemacht, das sich jemand anderes ausgedacht hatte.

So banal das klingen mag, das war eine wichtige Lektion: für mich selber klarziehen, was ich wirklich will und dann die Lösung finden. Zum Beispiel, indem ich den Ablauf in einer Kantine verändere.

Wo verwehren Sie sich “den grossen Teller”, weil es sich jemand anderes so gedacht hat? Welches Skript möchten Sie neu schreiben? Für welches Ihrer Bedürfnisse ist “die kleine Schüssel” einfach zu klein?