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Drei Dinge für mutige Führung – Gespräch mit Oliver Kastalio, CEO der WMF Gruppe

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Oliver Kastalio, seit Januar 2020 CEO von WMF in, war fast zwanzig Jahre lang bei Procter & Gamble im Marketing, Vertrieb und in der Geschäftsleitung tätig, zuletzt von 2005 bis 2010 als Geschäftsführer von Global Prestige Products. 2010 übernahm er die Aufgabe als Vorstandvorsitzender und CEO der Rodenstock Gruppe in München.

Ende 2020, vor dem erneuten Lockdown in Deutschland, treffen wir uns zu einem ausführlichen Abendessen mit Blick über das Filser Tal im Stauferland. Nach einem langen Arbeitstag in einer intensiven Woche sprechen wir über „Mut und Führung“, der Austausch ist spannend und die Zeit fliegt.

Als ich Oliver kontaktierte, ob ich ihn zum Thema „Mut und Führung“ befragen kann, war er sofort dabei. Denn für ihn gehört beides untrennbar zusammen. Nun teile ich gerne seine Sichtweisen und Einsichten, verbunden mit einer Aufforderung zur Debatte und zu Widerspruch, zu Ergänzungen und Weiterentwicklung.

Für Oliver braucht mutige Führung drei Dinge: Klarheit über Strategie und Pläne; kompetente, verantwortungsvolle Team-Mitglieder und einen Chef, der Raum lässt. Er ist überzeugt:

Es gibt eine „Disposition“ zum Mut, die früh angelegt zu sein scheint. Wer wird Klassensprecher*in, wer sagt das unbequeme, wer geht gerne ins Risiko? Das lernen Menschen sehr früh, vielleicht ist es auch (zum Teil) Veranlagung. Diese mutigen Menschen zu finden und in Verantwortung zu bringen, ist die Herausforderung.

Mutige Führung stellt als erstes das richtige Team zusammen. Führungskräfte, die kompetent und gewillt sind, in ihrer Rolle dem Geschäft „zu dienen“. Sie suchen ständig nach der besten Lösung für Probleme; sind darauf aus, zu lernen, und zeigen eine hohe Fachexpertise: „ambition and ability are in sync“ – Ambition und Fähigkeit passen zusammen. Als Kolleg*innen kooperieren sie auch über Ressortgrenzen hinweg, so dass insgesamt das bestmögliche Resultat erzielt wird. Die Standards sind hoch, weil man viel erreichen will und die Aufgaben anspruchsvoll sind. In keinem Moment gibt man sich mit der zweitbesten Option zufrieden – unabdingbare Haltung für das richtige Team unter Oliver Kastalios Führung.

Mutige Führung schafft essentielle Grundlagen: Klarheit, Verantwortung und Anerkennung:
Klarheit. Eindeutige Aussagen zu „Purpose“ (der gesamten Organisation oder der Funktion, oder des Teams); zur aktuellen Realität; zur Strategie; was zu tun ist und wer welche Rolle hat;
Verantwortung. Eindeutige, individuelle Erwartungen an Leistung und Verhalten. Am meisten gilt das für die Spitze und die Führungskräfte, letztendlich für alle. Leistung: wird das verabredete Ergebnis erzielt? Verhalten: im Einklang mit den Werten, der Haltung („Mind-Set“) und den Verabredungen der Organisation.
Anerkennung. Leistung und positive Wirkung Einzelner im Team sehen und benennen, auch persönlich an den Leistungsbringer!

Mut ermutigen: In einem Team mit den richtigen Menschen, die gut geführt werden, entsteht „Raum für Mut“. Durch die Eindeutigkeit der Strategie und der Rollen, der hohen Verlässlichkeit untereinander „kann alles gesagt werden“, was das Geschäft braucht. Komplizierte politische Überlegungen entfallen, wenn der Chef Vorschläge und Ideen, und auch Widerspruch, positiv und konstruktiv aufnimmt. Schlüssel zu der Tür zum Mut-Raum ist eine Haltung des Chefs, die alle einlädt, ihr Bestes zu geben. Der Raum wächst mit der Reife des Teams. Am Anfang geht „Chef“ in kalkulierbare Risiken, um zu sehen, wie die Personen reagieren und agieren. Umso verlässlicher Leistung und Verhalten sind, desto mehr Raum wird gegeben.

Die beste Manifestation des Mut-Raums: wenn das Team auch ohne den Chef arbeitet, Lösungen findet und Themen zur Entscheidungsreife bringt. Und da braucht es auch eine ganz besondere Haltung des Chefs: „Ich mache mich gerne überflüssig.“ Intensive Kontrolle oder häufiges Übernehmen von Aufgaben durch den Chef zeigt nur, dass das Team insgesamt noch nicht „top“ ist. Wenn es „top“ ist, finden mehr und mehr Prozesse ohne Chef statt. Nur noch die kritischsten, für die „the buck stops here“ gilt, gehen an den Chef.

Soweit Oliver Kastalios Perspektiven zu „Mut und Führung“. In der Fortsetzung im nächsten Blog erfahrt Ihr, was es außer Mut braucht, um zu den besten Führungskräften zu gehören.