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Mai

Der Krieg und ich – rein in Haltung und Verantwortung

Der Krieg und ich: gerne möchte ich mit dir meine Gedanken zu der russischen Invasion der Ukraine teilen. Eine bittere, erschreckende und erschütternde Zeit liegt hinter mir, hinter uns. Vor uns liegt eine schwere Zeit voller Leid, Unwägbarkeiten und Brüchen. Etwas Erleichterung brachte die Friedensdemonstration am Rosenmontag in Köln, vier Tage nach Kriegsbeginn.  250000 Menschen demonstrierten in den Straßen von Köln gegen den Krieg, die Stimmung war ernst und nachdenklich, spürbar war eine große Dankbarkeit für diese Möglichkeit, die Ablehnung von Putins Krieg gemeinsam zu erleben und auszudrücken.

Was ist in solchen Zeiten „mutig“ oder „mutige Führung“? Hier und heute kann ich dir nur Gedankenskizzen anbieten, freue mich über deine Rückmeldung, deine Perspektiven:

Raus aus dem inneren Drama, rein in Haltung und Verantwortung

„Leben heißt letztlich eben nichts anderes als: Verantwortung tragen für die rechte Beantwortung der Lebensfragen, für die Erfüllung der Aufgaben, die jedem einzelnen das Leben stellt, für die Erfüllung der Forderung der Stunde.“ sagt Viktor Frankl, Überlebender des Holocaust und Begründer der Logotherapie (Therapie durch Sinnfindung).

Da ist der „Elefant im Raum“: ich lehne Gewalt, Unterwerfung, Krieg ab, war in den 80er Jahren auf den Friedensdemos, war immer für Abrüstung, gegen Waffenlieferungen in Krisengebiete, habe auf diplomatische Konfliktlösungen gesetzt… und jetzt? Hat Putin einen Krieg gegen eine erstarkende Demokratie begonnen, Kriegsverbrechen finden statt, die Zerstörung wird gigantisch sein, unter Umständen weit über die Ukraine hinaus: Krieg kennt nur Verlierer. Was ist jetzt meine Haltung? Muss ich eine haben? Ich entscheide nicht über Rüstungsetats, Waffenlieferungen und ich ziehe nicht persönlich in den Krieg. Was ist „die Forderung der Stunde“ an mich?

Meine Antworten sind wirklich vorläufig, meine Annäherung an die neue Realität eines sich ausbreitenden Krieges. Sie fühlen sich noch nicht „richtig“ an, das ist „work in progress“.

Nähe herstellen

Ich erlebe Wellen von Traurigkeit, Angst und Beklemmung. Diese nehme ich wahr und ernst, und bemühe mich, mich nicht von ihnen überwältigen zu lassen. Spreche mit Oliver, mit meinen Kindern, Freund*innen, um die Lage einzuschätzen und Nähe zu spüren. Hechele aber das Geschehen nicht endlos durch.

Social Media nur dosiert

Schreckensnachrichten schaue ich mir nicht ständig an, nur soviel dass ich die wichtigsten Entwicklungen kenne, und dabei belasse ich es. Unterdrücke den Drang, viele Bilder zu sehen und möglichst viele Tweets zu lesen. Ich will meine Energie aktiv nutzen, nicht passiv im Netz verlieren.

Auf Social Media nehme ich vereinzelt Stellung, um andere zu stärken und meiner Position Ausdruck zu verleihen, aber nicht rund um die Uhr. An schnellen Verunglimpfungen, Pauschalurteilen und Beschimpfungen beteilige ich mich nicht.

Was tun

Ich schreibe mein Buch weiter, weil ich überzeugt bin, dass wir noch mehr Mut brauchen, um für eine demokratische, friedliche und klimagerechte Zukunft zu sorgen. Menschen wie Putin setzen sich durch, weil sie die Angst der anderen auslösen, schüren und ausnutzen, um ihre Macht zu mehren. Mein Buch wird nicht Putin stoppen, aber vielen die Mittel geben, angehenden Despot*innen ihre Kraft zu nehmen.

Ich reagiere auf Hilfegesuche aus meinem Netzwerk, bespreche mit den Menschen, was zu tun ist, helfe, wo und wie ich kann.

Coachees begleite ich in der Findung ihrer Antwort auf die „Forderung der Stunde“, wir finden die Energien, die sie für ihre Haltung und ihr Tun brauchen. Genauso organisiere ich mir mein Coaching, weil ich in dieser schwierigen Zeit selber Begleitung brauche.

Wie geht es dir, welche Antworten findest du auf die „Forderung der Stunde“?