reg

2

Mrz

Gespräch über Mut mit Oliver Kastalio, CEO der WMF-Gruppe (Teil 2)

http://Gespräch%20über%20Mut%20mit%20Oliver%20Kastalio,%20CEO%20der%20WMF-Gruppe%20(Teil%202)

← zurück zu Teil 1

Hier geht es nun weiter mit Oliver Katalios Perspektiven zum Thema „Mut und Führung“:

Im zweiten Teil sprechen wir über Authentizität und Fähigkeit zur Selbst-Reflexion für dauerhaften Erfolg: Authentizität, Mut und Vision machen die besten Führungskräfte aus.

Die starke Verbindung zwischen Hirn, Herz und Bauch. Mut ist die unabdingbare Eigenschaft. Man stellt sich vor seine Leute, vor das Geschäft. Man ist ja nie „nur“ Chef, sondern blickt auch immer auf die nächste Ebene im weltweiten Konzern, den Co-Investor in meinem Geschäft oder andere Stakeholder, die Anforderungen stellen. In diesem komplexen Gefüge braucht es Authentizität, eine für alle sichtbare Integrität von Werten und Handeln. Durch eine starke Verbindung von „Hirn und Herz und Bauch“ bleibt der Mensch immer sichtbar. Dann wird man als positive Autorität anerkannt. Und wenn man authentisch ist, führt man mutig, denn es gibt immer wieder Situationen, in denen die Antwort auf die komplexen Anforderungen außerhalb der Komfortzone liegen. Dann entscheidet man sich für ein Prinzip, oder einen Wert, oder ein bestimmtes Ziel und geht in das Risiko. Es gibt vielleicht Menschen, denen es gelingt, hohe Hierarchiestufen zu erreichen, viel Geld zu verdienen, und die nach außen eine „Top-Führungskraft“ sind. Wer dort aber bloß dank perfekter Diplomatie, Navigieren, und „Windrichtung lesen“ hingekommen ist, den zählt Oliver Kastalio nicht zu „den Besten“.

Mut ist, für die eigenen Überzeugungen einzustehen. Mit dieser Authentizität baut Oliver Kastalio Vertrauen auf. Menschen sehen seine Verlässlichkeit, eine Konsequenz seines Mutes. Diese Authentizität hält er auch aufrecht, wenn es sich nachteilig für ihn auswirkt. Als junger Mensch den Wehrdienst zu verweigern und in einer Gewissensprüfung um die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer kämpfen zu müssen, war nicht leicht. Und er hat sich nicht gedrückt. Zivildienst im Altersheim, zwei Jahre im Dienst der Allgemeinheit – länger als bei der Bundeswehr, und viel länger als Menschen, die sich mit Attesten und Verzögerungstaktiken aus der Verantwortung stehlen.

Wofür habe ich den Mut? Wenn man intensiver über Mut spricht, drängen sich auch Fragen nach beruflichem und privatem Glück auf. Was möchte ich erreichen, was ist mir wichtig? Darüber sollte man eine innere Klarheit erlangen, und auch entsprechend Energie in diese inneren (oder moderierten) Gespräche fließen lassen. Sich selber entdecken und mit sich selber ehrlich zu sein erscheinen Oliver als wesentliche Kompetenzen, um so lange so erfolgreich Unternehmen und Organisationen zu führen wie er. In solchen Reflexionen vergewissert er sich, ob und wie er authentisch handelt, wie sein Verhalten auf andere wirkt und ob seine Arbeit für ihn zielführend ist. Diese Reflexionen haben ihm eine große innere Freiheit gegeben. (Die äußere Freiheit materiellen Wohlstands hat er sich auch in Jahrzehnten erarbeitet).

Die innere Freiheit hat ihm ermöglicht, weitreichende und sehr schwierige Entscheidungen zu treffen. Er reagiert nicht einfach auf äußeren Druck, sondern vergewissert sich in einer inneren Befragung, was für ihn das richtige ist. Was steht im Einklang mit seinen Werten, Prioritäten, Lebenszielen? Was erfüllt ihn? Und was ist dann der richtige nächste Schritt?

Diese Selbstbefragung wurde durch die (bittere) Erkenntnis ausgelöst, dass er sich in einer Lebensphase sehr schlecht fühlte und auch in seinem Verhalten gegenüber anderen „ausrutschte“. Das nahm er zum Anlass, innezuhalten und in die Reflexion zu gehen – mit dem Ergebnis weitreichender neuer Weichenstellungen in seinem Berufsleben.

In dieser Reflexion konnte er feststellen, dass es ihn besonders begeistert, Unternehmen zu führen, mit den Teams erfolgreich zu sein, und auf diese Weise selbstwirksam zu sein. So konnte er mit großer Freiheit die Position finden und einnehmen, die ihm das ermöglicht. Und kann nun in dieser Position mutig führen, sich entfalten und mit den Menschen im Unternehmen Erfolge erarbeiten.

Florence dankt sehr für das tiefgründige, umfassende und offene Gespräch.